Lausitz und Schokolade? Kann das zusammenpassen? Für Goedele Matthyssen und Peter Bienstman lautet die Antwort ganz klar „Ja“. Die beiden Belgier haben sich 1992 in Hornow in ein ehemaliges LPG-Gebäude eingemietet und angefangen, ein kleines Schokoladen-Imperium aufzubauen. Heute sind sie mit ihren süßen Kreationen bundesweit bekannt und ihr SchokoLadenLand gehört zu den Touristenmagneten der Region. Die Bürgschaftsbank Brandenburg hat die Erfolgsgeschichte begleitet.
Jung und spontan
Torten zu backen und zu verzieren, Pralinen selbst zu kreieren – das sei schon immer ihr Hobby gewesen, erzählt Goedele Matthyssen, Gründerin und Geschäftsführerin der Confiserie Felicitas. Ihr Weg ins eigene Schokoladenunternehmen führte aber über einige Umwege. Anfang der 1990er-Jahre hatte sie ihr Examen zur Krankenschwester bestanden und wollte eigentlich eine Weiterbildung zur Hebamme absolvieren. Ihr Ehemann Peter Bienstman war als Entwicklungshelfer in Nigeria tätig. Beide seien jung, spontan und abenteuerlustig gewesen, erinnert sie sich – und sie wollten gern ein Unternehmen in Ostdeutschland gründen. Also reisten sie durch Brandenburg und Sachsen, um einen passenden Ort und eine Marktlücke zu suchen. Über ein befreundetes Paar bestanden Kontakte nach Forst in der Lausitz. „Dort gab es ganz viel Platz und ganz viel Nachholbedarf nach der Wende“, erzählt Matthyssen.
Pralinen statt Babys
Dass es dann keine Keks- oder Wurstfabrik wurde, wie zwischenzeitlich gedacht, das lag auch am damaligen Wohnort von Goedele Matthyssen. „Meine kleine Wohnung in Antwerpen war von Pralinengeschäften umgeben, ganz in der Nähe gab es eine Chocolatier-Schule“, erzählt sie. Sie verstand das als Zeichen und fasste einen neuen Entschluss – „aus dem Bauch heraus“. Sie tauschte ihre Hebammen-Ausbildung gegen einen Chocolatier-Crashkurs und legte so den Grundstein für ihre schokoladige Karriere. 1992 zogen sie und ihr Mann nach Hornow, gründeten die Confiserie Felicitas und begannen belgische Pralinen in Brandenburg herzustellen.
Am Markt etabliert
Heute, 32 Jahre später, hat das Unternehmen 75 Angestellte, eine Manufaktur mit Schauwerkstatt, Café und Erlebnisscheune sowie eigene Filialen in Potsdam und Dresden. Darüber hinaus werden Felicitas-Produkte in 200 Läden bundesweit verkauft – auch an den Flughäfen in Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main und Düsseldorf, für die Felicitas individuelle Stadtschokolade mit der jeweiligen Skyline entworfen hat. Bis zu 100 Tonnen Schokoladen-Rohmasse verarbeitet das Team jedes Jahr, hinzu kommen Nüsse, Früchte, Liköre. „Die Rohmasse stammt aus Belgien und wird aus fair gehandelten Kakaobohnen hergestellt“, erklärt Goedele Matthyssen. Für die Verpackung wird kein Plastik, sondern kompostierbare, transparente Zellulose verwendet. „Das ist nachhaltiger und so sehen die Kunden auch, dass die Schokolade gut gelagert wurde“, sagt sie.
Viele Verkaufsschlager
Handarbeit und Individualität sind die Werte, durch die sich die Confiserie Felicitas von anderen Schokoladenherstellern unterscheidet. So können im Shop z. B. individualisierte Schokogeschenke bereits in geringsten Mengen erworben werden. In der Manufaktur werden diese dann wunschgemäß von Hand dekoriert. Zu den absoluten Verkaufsschlagern gehören neben den personalisierten Schokoladen die selbstgemachten Pralinen und Hohlfiguren – etwa Osterhasen, Weihnachtsmänner oder Tierfiguren. Zum Verschenken werden aber auch gern 100-Gramm-Tafeln mit Stadtmotiv oder die Puzzlebox gekauft, in der acht Minitäfelchen zusammen ein Bild ergeben.
Highlight: Erlebniszentrum
Ein besonderer Meilenstein in der Felicitas-Geschichte war die Eröffnung des SchokoLadenLands. 2014 entstand das „Erlebniszentrum für Groß und Klein“, in dem Pralinenseminare und -verkostungen sowie Workshops für Schokoladenmalerei oder Hohlfigurengießen stattfinden. Von den Besuchern – darunter Familien, Geburtstagsgesellschaften, Schulklassen und Senioren-Busreisen – würden diese Angebote sehr gern wahrgenommen, erzählt die Geschäftsführerin. Das liege auch daran, dass alle gegossenen und gestalteten Leckereien natürlich mitgenommen und verzehrt werden dürfen. Ermöglicht hatte den Bau damals u. a. die Bürgschaftsbank Brandenburg, die die nötigen Sicherheiten für einen Bankkredit stellte. „Wir kannten die Bürgschaftsbank bereits von unserer ersten Erweiterung“, erzählt Matthyssen. „Die Zusammenarbeit lief sehr schnell und angenehm ab.“ Ohne die Bürgschaft hätte das Vorhaben nicht umgesetzt werden können.
Bürgschaften helfen Unternehmen
Bürgschaften der Bürgschaftsbank Brandenburg helfen insbesondere kleinen und mittelgroßen Unternehmen, denen bankübliche Sicherheiten fehlen. Die verschiedenen Programme können für eine Vielzahl von Finanzierungsvorhaben genutzt werden, etwa Unternehmensgründungen, Übernahmen, Betriebserweiterungen oder Modernisierungen. Bürgschaften signalisieren potentiellen Kreditgebern Vertrauen in die Tragfähigkeit des Unternehmens. Sie können den Zugang zu Finanzmitteln verbessern und sichern so die wirtschaftliche Dynamik des Mittelstands.